Schwäbische Alb - Südrandweg (HW2) - Etappe 4
- Beate Christ
- 30. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Mai
Etappe 4 / Hohenmemmingen (Wanderparkplatz)- Lindenau (Wanderparkplatz)

Bei anfangs mäßigen Wetter starteten wir unsere Etappe 4 am Wanderparkplatz Hohenmemmingen. Über Flur- und Heidewege ging es Richtung Giengen/Brenz, vorbei an einem schönen Aussichtsturm, den der Schwäbische Albverein mit Hilfe einer italienischen Bauarbeiterkolonne im Jahre 1902 erbaute. Der Ulmer Architekt Kienzle hat es verstanden, der Bauart das Aussehen einer mit Mauern, Zinnen und Türmen bewehrten mittelalterlichen Stadt zu verleihen.

Kurz darauf kamen wir an einen sehenswerten Pavillion, der am westlichen Felsenkopf des Giengener Hausberges 1903 aufgestellt wurde. Nun ging es durch Giengen/Brenz, das auch bekannt ist durch
Margarete Steiff und das nach ihr benannte Steiff Museum. Ein Besuch lohnt sich immer. Über einen steilen Anstieg wanderten wir einem Highlight entgegen: der Charlottenhöhle nahe Hürben.

Die Charlottenhöhle ist eine Tropfsteinhöhle. Sie ist mit Seitengängen 587 Meter lang, liegt 487,5 Meter über Normalnull und dürfte zweieinhalb bis drei Millionen Jahre alt sein.
Das Hundsloch, der Eingang zur Höhle, war schon 1591 in einer Forstkarte eingetragen; die örtliche Bevölkerung warf Kadaver von Haustieren in dieses Loch. Die erste Befahrung unternahm Oberförster Hermann Emil Sihler im Frühjahr 1893 mit einer Strickleiter.
Bei weiteren Befahrungen und Grabungen wurde die Höhle freigelegt, für den Publikumsverkehr erschlossen und mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet. Die feierliche Eröffnung fand am 17. September 1893 statt.
Am 23. September besuchte die Königin Charlotte von Württemberg die nach ihr benannte Höhle: Sie wird als Schauhöhle auf einer Länge von 532 Metern touristisch genutzt und ist eine der Infostellen des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb.
Der von fließendem Wasser gebildete, verhältnismäßig enge Höhlengang zieht sich schlauchartig durch den Berg und ist von mehr als zehn geräumigen, oft recht hohen Hallen unterbrochen. Die Höhle enthält reiche Versinterungen mit verschiedenen Tropfsteinformen. Die Charlottenhöhle gilt mit ihrem Tropfsteininventar als eine der schönsten Schauhöhlen in Deutschland. Im Juli 2005 wurde am Fuße der Charlottenhöhle das Informationszentrum HöhlenHaus erbaut. Um das HöhlenHaus entstand die HöhlenErlebnisWelt und am Aufgang zur Charlottenhöhle ein Zeitreisepfad. Im Juli 2008 wurde das HöhlenSchauLand, ein multimediales Museum, eröffnet.
In den letzten Jahren konnte die Zahl der Besucher gegen den Trend der meisten anderen deutschen Schauhöhlen bei 40.000 pro Jahr gehalten werden.

Etwa 500 m südlich der Charlottenhöhle liegt die Ruine Kaltenburg. Bei der hochmittelalterlichen Wehranlage haben sich noch größere Mauerreste erhalten. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernannte die Burg zum Denkmal des Monats März 2017. Die Ruine der Höhenburg liegt auf 510 m üNN etwa 60 Höhenmeter über dem Zusammenfluss der Hürbe und Lone auf dem Taleck.
In Stetten ob Lontal steht die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt mit der Schwarzen Madonna in der Gnadenkapelle. Vor 300 Jahren wurde diese Staute, eine Nachbildung der berühmten Schwarzen Madonna von Einsiedeln (Schweiz), aufgestellt. Nicht auf dem HW2 liegt der sogenannte Hohlenstein Stadel. Aber wenn wir schon mal da sind, machten wir einen Umweg, um das Kalksteinmassiv anzuschauen.
Der Hohlenstein (historisch auch Hohler Stein) ist ein Kalksteinmassiv am rechten Talrand des Lonetals, etwa in der Mitte zwischen Bocksteinhöhle und Vogelherdhöhle gelegen. Als Hohlenstein wird der gesamte Fels bezeichnet, inklusive der darin befindlichen Karsthöhlen Bärenhöhle, Stadel und Kleine Scheuer. Die Zusammenschreibung Hohlenstein ist bereits aus dem 19. Jahrhundert überliefert und heute die amtliche topographische Bezeichnung.
Bei archäologischen Ausgrabungen im Stadel durch den Arzt Robert Wetzel und seinen Grabungsleiter Otto Völzing wurden im Jahre 1939 Splitter eines Stoßzahns vom Wollhaarmammut gefunden.

Diese wurden erst 1969 während der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Funde von Joachim Hahn zur Skulptur des Löwenmenschen zusammengesetzt, einem der berühmtesten Kunstwerke aus der altsteinzeitlichen Kultur des Aurignacien. Das Original wurde 2013 noch einmal ganz neu und etwas anders zusammengesetzt. Die Skulptur wird heute im Museum Ulm ausgestellt.
Die Höhlen sind aus Gründen des Naturschutzes (Fledermäuse) ganzjährig gesperrt. 2017 wurde der Hohlenstein-Stadel als Bestandteil der Weltkulturerbestätte Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Von hier aus war es nur noch ein kurzes Stück zum Parkplatz.
Fazit:
Länge: 21,9 km
Höhenmeter: 350 m
Die Wechsel zwischen Äckern und Waldflächen sind sehr reizvoll. Für die Etappe sollte man viel Zeit einplanen, um den vielen Attraktionen gerecht zu werden. Der Abstecher zum Hohlenstein Stadel lohnt sich immer. Einkehrmöglichkeiten gibt es auf diesen Etappe auch (z. B. an der Charlottenhöhle oder am Ende der Tour in Lindenau (Gasthaus zum Schlößle)). Am besten vorher über die Öffnungszeiten informieren.
Quellen:
Charlottenhöhle – Wikipedia (Stand: 30.03.2025)
Hohlenstein – Wikipedia (Stand: 30.03.2025)
Burg Kaltenburg – Wikipedia (Stand: 30.03.2025)
Schwarze Madonna von Stetten feiert 300. Geburtstag: Diözese Rottenburg Stuttgart (Stand 30.03.2025)
Schwäbische Alb Südrand-Weg HW 2 | Fernwanderweg (Stand 30.03.2025)
Etappenbeschreibung HW2 | Schwäbischer Albverein – Wege (Stand: 30.03.2025)
Löwenmensch - Freunde des Ulmer Museums e.V. - Bild vom Löwenmensch (30.03.2025)
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